Zurück aus den Rockies (mit 145 Fotos am Ende des Beitrags!)

Meinen Urlaub in den Rockies habe ich gut überstanden und will nun natürlich euch nicht vorenthalten, was ich unterwegs alles gesehen und erlebt habe.

Die erste Nacht bin ich bei Liselotte in Jasper untergekommen, einem Gemeindeglied von Trinity. Aber weil ich natürlich darauf aus war zu zelten, bin ich gleich am nächsten Tag zum Snaring River Campground umgezogen. Die Grundausstattung eines einfachen Zeltplatzes (wie dem Snaring) besteht aus einigen Plumpsklos und einem Trinkwassertank. Auf den in den Wald eingelassenen Zeltflächen befinden sich Bänke und Tische sowie Metallringe für Lagerfeuer, für die jedoch eine fire permit gekauft werden muss. Die meisten Plätze sind mit Wohnmobilen bzw. -anhängern besetzt gewesen, nur wenige Zelte waren zu sehen. Ein paar Dutzend Meter entfernt rauschte der Fluss, Eichhörnchen gaben immer wieder ihre pfeifenden Warntöne von sich.

Die ersten Wanderungen waren Tageswanderungen. Zuerst ging es in aller Frühe durch den Maligne Canyon. Gerade rechtzeitig habe ich ihn wieder verlassen können, als Reisebusse die Touristenmassen ankarrten. Dann weiter zum Maligne Lake, einem sehr schön gelegenen und dementsprechend vielfrequentierten Bergsee. Dort bin ich zunächst den Moose Lake Loop gewandert, aber weil dessen 5 Km mir zu schnell vergangen sind, wollte ich anschließend noch hoch auf den Bald Hills Loop. Was ich nicht geahnt hatte: Trotz der 20°C, die es schon seit einigen Wochen hatte, lag weiter oben in den Bergen noch meterdicker Schnee. Durch die Wärme war er angetaut, sodass ich bei jedem Schritt bis zum Bauchnabel darin versunken bin. Ein belgisches Paar, das mich beim Aufstieg überholt hatte, fand ich irgendwann Zuflucht suchend und Schuhe trocknend unter einer Tanne sitzen. Die beiden hatten mir bis dahin immerhin schon Fußspuren vorgegeben, an denen ich mich orientieren konnte. Ein paar hundert Meter bin ich weiter gegangen und dann umgekehrt. Die Belgier haben es mir dann gleichgetan. Das Resultat des ersten Tages: Sonnenbrand. Und gelernt, dass Schnee in den Bergen besser zu vermeiden ist.

Am zweiten Tag ging es hoch auf den Sulphur Skyline Trail, der, wie der Name sagt, auf einen Berggipfel führt. Ein Ausblick wie im Himalaya … zumindest fast so, wie man sich den Himalaya wahrscheinlich vorzustellen hat, wenn man noch nicht dort war. Vielleicht ein bisschen kleiner. Nach dem Auf- und Abstieg, bei dem mir einige Schulklassen begegnet sind, habe ich die Miette Hot Springs besucht, heiße Quellen, die dort entspringen. Mit dem Sonnenbrand war das Baden im heißen Wasser natürlich nicht unbedingt angenehm, aber der Ausblick über die Berge war phantastisch.

Die letzte Tageswanderung vor der ersten Mehrtageswanderung führte insgesamt rund 20 Km über den Five Lakes Trail an fünf tieftürkisen Seen vorbei bis zum Old Fort Point (mit einer schönen Aussicht auf Jasper und den Athabasca River) und wieder zurück. Dabei habe ich zu spät gemerkt, dass ein Liter Wasser für diese Strecke als Vorrat bei 28°C zu wenig sind. Das warme Wasser, das ich noch im Auto hatte, hat zwar widerlich geschmeckt, aber trotzdem nach der Wanderung ganz gut getan.

Am Pfingstsonntag ging es in die kleine Jasper Lutheran Church, in der Stephen von der Heilsarmee einen freundlichen und familiären Gottesdienst hielt. Anschließend gab es natürlich Kirchencafé und da ich vor einer örtlichen Bankfiliale kostenlosen Internetzugang entdeckt hatte, konnte ich auch noch mit Sonja skypen.

Dann ging es nach British Columbia (BC) zum Mount Robson. Nach Auskunft im Visitor Center in Jasper war er bereits gut zu bewandern. Am Nachmittag kam ich dort an, reservierte mir die Backcountry-Campgrounds für meine Wanderung (das muss man dort im  Voraus machen), packte den Rucksack zusammen und machte mich auf den Weg. Zum ersten Zeltplatz ging es am Robson River entlang durch beeindruckende Zedernwälder, stets den mächtigen Mount Robson vor Augen. Der erste Platz lag am türkisen (die Seen dort haben die Standardfarbe Türkis) Kinney Lake. Dort teilte ich meine Schokoladenkeksvorräte mit einem anderen Wanderer aus Québec, der dort alles Mögliche zu machen schien, außer zu wandern. Auf dem Weg zum zweiten Campingplatz, auf dem ich die Nacht verbringen wollte, geriet ich in ein hageliges Gewitter – sehr unangenehm! Der Weg wurde sehr glitschig und meine Kamera nass. Um auf den Campground zu gelangen, musste ich bei starkem Wind eine schwankende Hängebrücke über den Robson River überqueren. Hat offensichtlich gut geklappt. Habe mich dann zum Abendbrot selbst mit einer heißen Blaubeersuppe belohnt und tief und fest und lang geschlafen. Der nächste Tag führte einen 500m hohen Anstieg hinauf an zwei beeindruckenden Wasserfällen vorbei bis zum Emperor Campground, wo ich mein Zelt aufgeschlagen habe. Danach ging es weiter zum eigentlichen Ziel des Weges, zum Berg Lake mit seinen zwei Gletschern, die diesen See und den Robson River speisen. Glasklar und mit einer dünnen Eisschicht bedeckt, ließ einen der Anblick ganz ehrfürchtig werden. Am Tag darauf ging es auch schon wieder zurück zum Kinney Lake Campground. Der Wanderer, mit dem ich meine Kekse geteilt hatte, hatte es in den zwei Tagen seit unserem letzten Treffen immerhin vier Kilometer weiter zum nächsten Zeltplatz geschafft, auf dem ich die erste Nacht verbracht hatte (wir haben wieder zusammen Kekse gegessen). Unterwegs habe ich dann noch Maike und Nora aus Dresden getroffen, die gerade per Anhalter Kanada bereisten und die ich am nächsten Tag mit nach Jasper genommen habe.

Nach meiner Rückkehr habe ich wieder eine Nacht bei Liselotte verbracht und meine Klamotten waschen können. Die nächsten Tage bin ich viel gefahren: Am Athabasca Glacier vorbei nach Banff, von dort nach Radium Hot Springs und wegen des schlechten Wetters und der geschlossenen Wanderwege (wegen des Schnees waren sie noch nicht zugänglich und werden erst Mitte Juli geöffnet) zurück nach Jasper.

Nach einem weiteren sehr freundlichen Gottesdienst an Trinitatis, nach dem mich Liselotte zum Mittagessen eingeladen hatte, habe ich mich auf die letzte Wanderung gemacht, auf dem Fryatt Trail. Der Trail Report, den ich im Visitor Center gelesen hatte, sagte Mücken und Matsch voraus, aber der Weg war dann zumindest am ersten Tag doch gut aushaltbar. Weil ich erst spät losgekommen war, kam ich gegen 22 Uhr nach ca. 13 Km am Zeltplatz an. Der Weg war wenig spektakulär, ging hauptsächlich durch Wald, über ein paar Brücken und ein Gewässer, dem eigentlich eine Brücke gutgetan hätte. Habe mir dort zwei Baumstämme zurechtgelegt, über die ich balanciert bin. Pausen musste ich vermeiden, weil dabei die Mücken spürbar lästig wurden. Am nächsten Tag ging es nur sechs Kilometer weiter zum nächsten Zeltplatz. Trotzdem fühlten die sich furchtbar anstrengend an. Wieder lange durch Wald, in dem fleißige Spinnen ihre Netze auf Nasenhöhe mitten über den Weg gesponnen hatten. Dafür gab es dort weniger Mücken (aber es gab welche). Dann über ein Geröllfeld mit einigen Flüssen Schließlich bin ich am dritten Tag auf den Berg am Ende des Weges gestiegen mit einer doch recht hübschen Aussicht. Der vierte Campingplatz des Trails stand unter Wasser, was man mir aber schon im Visitor Center gesagt hatte. Am selben Tag bin ich dann wieder zurück zum ersten Campingplatz. Der letzte Morgen begann früh. Um 5 Uhr konnte ich nicht mehr weiterschlafen, habe gefrühstückt, mein Zelt zusammengepackt und mich auf den Rückweg gemacht. Die 13 Kilometer kamen mir doppelt so lang vor wie auf dem Hinweg. Die Mücken schienen sich vertausendfacht zu haben, bei der Gewässerüberquerung mit meinen beiden Baumstämmen bin ich ausgerutscht und stand wadentief in der Pfütze, auf den letzten Kilometern wurde ich von einer sirrenden Wolke verfolgt, die mir ans Blut wollte … bin dann zum Auto gerannt, habe mein Zeug reingeschmissen und das Gaspedal durchgedrückt sowie alle Fenster heruntergelassen in der Hoffnung, dass die Mücken, die es ins Auto geschafft hatten, durch den Sog nach draußen geschafft würden. Hat auch einigermaßen gut geklappt.

Die letzte Nacht in Jasper habe ich dann wieder bei Liselotte verbracht, Wäsche gewaschen und bin schließlich nach Norden Richtung Grande Prairie gefahren zum 32nd Trumpeter Classic Chess Tournament. Sowohl beim Blitzturnier (5 Minuten Bedenkzeit) als auch beim Hauptturnier (90 Minuten Bedenkzeit + 30 Sekunden Aufschlag pro Zug) habe ich den zweiten Platz erringen können. Das war also nochmal ein sehr schöner Abschluss der ganzen Fahrt.

2 thoughts on “Zurück aus den Rockies (mit 145 Fotos am Ende des Beitrags!)”

  1. Beeindruckende Landschafts- und Naturaufnahmen, davon kannst Du bedenkenlos nachher einige zur Ausstellung „World Press Photo 2015“ mitnehmen.
    Die wilden Gebirgsformationen erinnern und ähneln schon ein wenig der nordskandinavischen Landschaft, erfreuen das Geographenherz (-> Kaledonische Orogenese) und wecken Tatendurst und Erlebnishunger. Und sie dokumentieren uns lebhaft und anschaulich das feine Wander-Abenteuer zum Abschluss Deines erfüllten und bewegenden Kanadaaufenthalts.
    Pegasus freut sich schon sehr auf die erfrischende Präsentation zum „Kanada-Fahrtenabend“!
    Siegfried

  2. Hi Chris, das hört sich ja wirklich toll an! Ich bin mal wieder ganz gespannt auf die Fotos und hoffe, dass die Kamera keinen Schaden genommen hat.
    Liebe Grüße, Frederike

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